EXTRAVAGANTES » INTERVIEWS » Interview Gabriele Hascha
„Ich möchte, dass der GC Wien ein besonders schöner Club ist“
Der altehrwürdige GC Wien in der Freudenau ist der älteste Golfclub Österreichs. Seit 2010 hat der Club erstmals keinen Präsidenten sondern eine Präsidentin – Gabriele Hascha. ExtraGolf bat Präsidentin Hascha auf der Terrasse des GC Wien zum Interview. Hascha, selbst begeisterte Golferin mit Handicap 5, die auch mehrmals die Woche Golf spielt, sprach dabei über den GC Wien, ihre weiteren Ziele und warum es in ihrem Club keine Startzeiten gibt.
Seit wann sind Sie Präsidentin des GC Wien und warum haben Sie sich um das Amt beworben?
Präsidentin bin ich seit Februar 2010, wo ich von der Generalversammlung gewählt wurde. Ich war schon zuvor für den Bereich „Clubhaus“ zuständig. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, ob ich die Präsidentin werden könnte, aber meine Vorstandskollegen meinten „Du kannst alle Damen unter einen Hut bringen. Wir bräuchten jemanden, der alle Mitglieder unter einen Hut bringt!“ [schmunzelt] Ich habe dann zugestimmt weil ich dachte, man kann hier wirklich noch etwas bewegen. Es war eine Herausforderung, aber es ist eine sehr schöne Aufgabe. Doch es waren nicht alle von der Idee begeistert, dass
eine Frau Präsidentin wird. Ich hoffe jedoch, auch sie überzeugen zu können.
Was hat sich seit Ihrer Präsidentenschaft im GC Wien getan?
Ich habe einen neuen Finanzvorstand in das Team gebracht, zuvor waren Finanzen und Präsidentschaft in einer Hand – Präsident Schellenberger hat das gemeinsam gemacht. Wie bei allen Clubs müssen die Finanzen sehr genau überprüft werden. Dr. Helmut Draxler [für Finanzen] ist neu im Team. Seit November neu ist auch Valentina Alberti, die für die Gastronomie zuständig ist. Wie in allen Clubs ist das bei uns auch ein eigenes Kapitel. [lacht]
Was sind Ihre Pläne, Visionen und Ziele für die nächsten Jahre?
Mein Ziel generell ist, und das möchte ich sehr gerne erreichen, dass der GC Wien ein besonders schöner Club ist. Dafür haben wir neue Stühle auf der Terrasse, auch der Garten rund um das Clubhaus wurde erneuert. Ich möchte gerne den Ruf des Clubs zwar als traditionell aber vor allem auch besonders schöner, gemütlicher und offener Club erreichen. Was ich auf alle Fälle erhalten möchte ist, dass unsere Mitglieder nach wie vor jederzeit – auch am Wochenende – kommen und spielen können. Es soll ein Mitglieder-Club sein und bleiben. Ich liebe Golf, ich habe Handicap 5 und kämpfe um mein Handicap. Für mich ist der sportliche Aspekt sehr wichtig. Wir haben die Bunker erneuert, leider sind wir damit noch nicht ganz fertig. Da wir alles selbst machen, ohne eine andere Firma, dauert es leider ein wenig länger. Wir haben das Layout des Platzes besser gemacht – man sieht jetzt Fairway, First Cut, Second Cut und Rough. Unser nächstes Ziel ist es, die alte Bewässerungsanlage auf den Fairways
zu erneuern.
Der GC Wien ist der älteste bestehende 18-Loch Platz in Österreich. Was ist das Besondere am GC Wien?
Der GC Wien war früher in Lainz und ist nach dem 2. Weltkrieg in die Freudenau übersiedelt. Das Besondere ist, dass es ein Stadtplatz ist, der jederzeit schnell erreicht werden kann. Von der Stadt ist man in zehn Minuten da, man kann auch mit dem Bus fahren und direkt vor dem Clubhaus aussteigen. Dafür, dass es eigentlich ein Stadtplatz ist, ist es zudem ein sehr schöner Platz. Wir haben eine besonders schöne Atmosphäre, bei uns ist es immer nett. Die Mitglieder kennen einander, es ist eine sehr persönliche Atmosphäre.
Wurde im GC Wien überlegt Startzeiten einzuführen oder ist das System „First come, first serve“ noch immer zeitgemäß?
Startzeiten sind ein „No go“ bei uns! Werden sicher nicht eingeführt werden.
Warum gibt es in Ö keinen reinen Privatclub (Members only) und wann könnte es Ihrer Meinung nach den ersten Privatclub geben?
Ich glaube nicht, dass das Einkommen so ist, dass man einen Privatclub finanzieren kann. Da müsste sich ein Finanzkräftiger darüber trauen, und ich glaube, in Zeiten wie diesen investieren sie lieber woanders.
Wie sehen Sie die Positionierung des GC Wien? Sind Greenfeespieler willkommen, auch an Wochenenden und Feiertagen?
Wir sind kein Privatclub sondern ein gemeinnütziger Verein. Es ist kein öffentlicher Club, wir haben eine Handicapbeschränkung: 36 für Damen und 28 für Herren. Samstag, Sonntag, Feiertag und Freitag ab 12.00 kann man nur als Gast eines Mitglieds spielen, wobei ein Mitglied nur zwei Gäste mitbringen darf. Für uns sind Greenfeespieler eine erfreuliche Einnahmequelle, aber wir leben nicht davon (Anm. € 100.000 Greenfee Einnahmen im Jahr 2010).
Wie steht der GC Wien finanziell dar?
Wir sind finanziell ausgewogen. Herr Schellenberger hat das auch sehr verantwortungsbewusst gemacht und nie mehr Geld ausgegeben als wir es uns leisten konnten. Wir leben nicht im Überfluss, aber die Finanzen sind immer tip-top.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Golf in Ö? Die Zahlen stagnieren, sollte die Jugend mehr forciert werden, und wie?
Ich finde, für ein kleines Land wie Österreich spielen erstaunlich viele Golf. In Amerika sind die Zahlen rückläufiger als bei uns. Wir sollten stolz sein, so viele Golfer zu haben – ich sehe das nicht negativ.
Wir sind der Meinung, auch die Kinder und Jugendlichen sollen einen minimalen finanziellen Beitrag leisten. Schifahren ist zum Beispiel wesentlich teurer.
Würde Sie das Amt der ÖGV-Präsidentin reizen?
Nein! [lacht]
Wie beurteilen Sie die Profiturniere in Österreich?
Die Profiturniere sind für Österreich sehr wichtig! Die UNIQA Ladies Open finde ich toll. Für die Golflandschaft sind Austrian Open und Ladies Open sehr wichtig.
Wie oft spielen Sie selbst Golf?
Sicher drei oder vier mal pro Woche.
Was ist Ihr Lieblingsloch im GC Wien?
Das dritte, mein Birdie-Loch! [lacht]
Was ist Ihre Lieblings-Golfdestination/Lieblingsplatz im Ausland?
Santa Clara in Marbella.