Ich weiß: Die Verlockung, möglichst an jedem Abschlag immer den Driver oder ein kleines Holz aus dem Bag zu zücken und Vollgas zu geben, ist groß. Genauso wie unser Ehrgeiz, stets unter allen Umständen auf die Fahne zu zielen, ohne Rücksicht auf frontales Wasser, Bunker oder andere Hindernisse. Während einer Runde sind wir also primär damit beschäftigt, den Ball irgendwie geradeaus zu schlagen und vergessen dabei, auch mal eine taktische Spielentscheidung zu treffen. Selbst die besten Spieler der Welt wägen immer genau ab: Soll ich bei einer Entfernung von etwa 200 Metern zur Fahne das gut bewachte Grün direkt angreifen oder soll ich den Ball auf meine Lieblingsdistanz vorlegen? Was ist Course Management? Der Schlüssel für Golf spielen mit Köpfchen nennt sich Course Management: Heißt: clever spielen mit einem Plan und einer durchdachten Strategie, um jeden einzelnen Schlag zu optimieren und Fehlschläge auf ein Minimum zu reduzieren. „Das ist doch nur was für gute Spieler“, höre ich immer wieder von den Golferinnen und Golfern. Nein, ganz im Gegenteil: Je höher Dein Handicap, desto wichtiger ist ein gutes Course Management. „Für einen niedrigen Score brauchst Du eine überlegte Platzstrategie“, empfängt mich im Golfclub Open Golf St. Johann-Alpendorf auch mein Pro Rodney Richards, mit dem ich endlich mal eine Runde mit Köpfchen gehen wollte. Ich stehe am Abschlag 1 und höre auf Rodney: „Einfach aber wichtig ist, bei jedem Schlag auf die Haltung zu achten, Griff und Ausrichtung zu überprüfen.“ Gesagt, getan. Dann schaue ich auf die Abschlagtafel, wo die Probleme liegen, und ob ich überhaupt den Driver nehmen soll. Liegt ein Wasserhindernis in der Driverzone? Dann reicht ein kürzeres Holz oder ein langes Eisen. Natürlich ist der zweite Schlag einfacher je kürzer er ist. Ich nehme meinen Lieblingsschläger, mit dem mir am häufigsten die besten Schüsse gelingen. „Denn ein Teil des Course Managements besteht auch darin“, so Rodney weiter, „vorauszuplanen, wie Du es schaffst, diesen Schlag einzusetzen.“ Ready for approach ... Nun kommt der Annäherungsschlag, der Approach. Rodney: „Auch hier musst Du schauen, auf welcher Seite des Grüns Du den meisten Platz hast.“ Vor dem Grün ein Bunker und die Fahne dahinter? „Nicht einmal wir Pros attackieren direkt die Fahne, warum solltest Du das tun?“ Auf dem Grün, auch hier ist wieder Vorausplanung gefragt. Rodney: „Vergewissere Dich genau, von wo es am einfachsten ist, die wenigsten Putts zu spielen.“ Ball liegt hinter einem Baum,… na und? Natürlich sind Entfernungsmesser, ob als Uhr am Handgelenk oder als Laser, von großem Vorteil. Viele dieser Geräte bieten zusätzliche Funktionen wie digitale Score-Karte, statistische Analysetools und sogar virtuelle Ansichten des Platzes. Sie ermöglichen es, strategische Entscheidungen zu treffen, bevor der Ball geschlagen wird. Golferinnen und Golfer, die sich ihrer Sache sicher sind, spielen oft entspannter und damit effektiver. So geht`s! Nun habe ich also gelernt: Course Management heißt nichts weiter, als dass man innerhalb seiner Stärken und Schwächen spielt. Rodney: „Überlege Dir vor jedem Schlag genau, was Du vorhast und wie realistisch es ist, dass dieser Schlag auch funktioniert.“ Blindes Draufschlagen und vorne auf König Zufall hoffen und die anschließende schlechte Laune gehören dann endgültig der Vergangenheit an. So geht es zum Dank fröhlich auf einen Drink in das Club-Stüberl. WO GEHT´S LANG? Barbara Behrendt ExtraGolf & Reisen-Redakteurin ExtraGolf&REISEN | Winter 2024 www.extra.golf 018 Mein Golf-Pro Rodney Richards Hier gehts lang Auch Sandspiel will gelernt sein Was tun hinter einem Baum?
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