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Der US-Stararchitekt wird wohl auch bald in Europa Popularität erlangen
In Österreich ist Tom Fazio bislang kaum bekannt, in den USA hingegen ist er bereits zur Legende avanciert, genießt er im Land der unbegrenzten Möglichkeiten doch den Ruf des besten zeitgenössischen Designers.
Tom Fazio, mit Frau Sue verheiratet, mit der er sechs Kinder hat, war in seiner über 40 jährigen Tätigkeit als Golfplatz-Architekt so gut wie ausschließlich in den USA tätig – Querencia (auf der Baja California) und die 36-Loch Anlage des Luxusresorts Sandy Lane auf Barbados sind seine bis dato einzigen Solo-Projekte im Ausland. Hauptrund dafür war, dass Familienmensch Fazio so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau und seinen Kindern verbringen wollte. Nun, da die Kinder des über 60-jährigen Fazio erwachsen sind, sind auch Projekte außerhalb der USA attraktiv. So leitete er bereits das Re-Design von Waterville in Irland.
Tom begann seine Karriere als 19-Jähriger bei seinem Onkel George, der selbst ein erfolgreicher PGA-Tour Spieler war – er verlor das 1950 U.S. Open in einem Playoff gegen Ben Hogan! Zu den berühmtesten Kursen, welche die beiden zusammen geplant haben, zählt „The National“ in Ontario, Kanada, und Butler National in einem Vorort von Chicago – dort wurde jahrelang das Western Open ausgetragen, bis die PGA Tour eine „Anti-Diskriminierungs-Klausel“ einführte. Da nur Männer Mitglied in diesem Privatclub werden können und Frauen das Gelände nicht einmal betreten dürfen, wurde dem Club das Turnier entzogen.
Seit den 70er Jahren hat Tom Fazio seine eigene Firma, neben dem Hauptsitz in Hendersonville, North Carolina (wo Tom mit seiner Familie wohnt) gibt es auch Büros in Florida und Arizona. Neben Tom arbeiten in der Firma zehn „Senior Associates“, die alle bereits zwischen 15 und 32 Jahren für ihn tätig sind, an den diversen Projekten – insgesamt gestalteten Fazio und sein Team bereits über 125 Kurse, von denen zahlreiche unter die besten der USA gereiht wurden (mehr, als von jedem anderen Architekten). Fazio wird auch als Konsulent für Umbauarbeiten von einigen der renommiertesten Clubs zurate gezogen, unter anderem von Augusta National, Pine Valley und Winged Foot.
Doch Fazio, der für die Planung eines Platzes mehr als eine Million Dollar verlangt (teurer ist es nur, Jack Nicklaus zu engagieren), ist nicht unumstritten. Viele Kritiker meinen, dass er für den rapiden Anstieg der Kosten von Golfplatzbau, Einschreibgebühren und Greenfees verantwortlich ist. Fazio verschiebt gerne Erde und baut gleichermaßen aufwendige wie makellos gepflegte Golfplätze – die auch dementsprechend viel Geld kosten. Für Tycoon Steve Wynn baute er in der Wüste bei Las Vegas den Kurs „Shadow Creek“ – um 37 Millionen Dollar erschuf er einen tropischen Regenwald, für den extra über 20. 000 (!) Bäume eingeflogen wurden. „Das Grundstück spielt keine Rolle. Man kann überall einen großartigen Golfplatz bauen“, meint Fazio, der weder Kosten noch Mühen scheut – Dallas National wurde auf einem solch hügeligen Grundstück gebaut, dass es einige andere Architekten als für einen Golfkurs ungeeignet ablehnten.
Beliebt sind seine Designs bei Golfern aller Spielklassen, da er Kurse anlegt, die auch Golfern mit höheren Handicaps Freude bereiten. Fazio gestaltet meist Kurse, die keine blinden Schläge verlangen, die Fairways sind breit und die Hindernisse befinden sich meist links (da rechtshändige Slicer den Ball nach rechts schlagen). Besonders bekannt ist er auch für seine Bunker, welche meist groß und kunstvoll geformt sind – diese sind fast immer vom Tee sichtbar und charakterisieren somit die Spielbahn. Er hat den asphaltierten Cart-Wegen den Kampf angesagt, auf seinen Kursen sind diese fast nie sichtbar – kein anderer Architekt versteckt diese Wege so geschickt wie Fazio, der dafür extra Tunnel baut und Hügel aufschüttet, damit nur der Golfplatz sichtbar ist. „Der Golfkurs sollte die natürliche Schönheit der Umwelt reflektieren“, ist eine seiner Maximen.
Auch ein Projekt in Österreich wäre für ihn interessant: „Ich würde die Möglichkeit natürlich ausführlich erwägen. Wer würde nicht gerne in einem Land, das so schön wie Österreich ist, einen Golfplatz entwerfen“! Einziger Wermutstropfen für potentielle Investoren: Die Gebühr für internationale Projekte übersteigt deutlich eine Million Dollar.