15 Meter vom (Wohnmobil-)Bett zum Grün

Die „Corona-Zeit“ hat vieles in unserem Leben schnell und auch ziemlich radikal geändert. Was sich allerdings nicht verändert hat, ist unsere Leidenschaft für Urlaub, für Reisen, für Essen in Restaurants, Treffen mit Freunden und natürlich für Golf. Doch Abstandsregeln, behördlich geschlossene Hotels und Restaurants hinderten uns daran und wir warteten sehnsüchtig darauf, dass die „neue“ Normalität von der „alten“ Normalität abgelöst wird.
Am 15.4.2020 wurde die Öffnung der Golfplätze mit Datum 1.5.2020 verkündet. Endlich, schon lange haben wir uns – und ich bin sicher auch alle anderen Golfer – nicht mehr so auf den Tag der Arbeit gefreut wie heuer.
Umgehend wurden das Golfbag entstaubt und die ersten Golfrunden geplant. Jedoch wollten wir nach der Runde nicht in den heimischen 4 Wänden übernachten. Jene 4 Wände, in denen wir jetzt seit ziemlich genau 7 Wochen übernachten und eigentlich nur für den Einkauf, die kurzen beruflichen Wege und den Sport, den man vor der Haustüre beginnen kann, verlassen haben. Es wird Zeit unser Wohnmobil, das im Carport vor dem Haus einen langen Winterschlaf hatte – fahr- und urlaubstauglich zu machen.
Die Idee kam spontan, denn unsere ersten heimischen Golfrunden im Jahr 2020 sollten an einem Ort stattfinden, wo wir mit unserem Wohnmobil unabhängig, naturnah und ohne Verkehr ein paar „autarke“ Tage verbringen können.
Dr. Google brachte bei der Suchanfrage „Golf mit dem Wohnmobil“ neben vielen bundesdeutschen Seiten nur einen österreichischen Golfplatz auf Seite 1 seiner Suchergebnisse. Im Gegensatz zu Deutschland dürfte dieser Trend in Österreich noch in der Nische schlummern – der Golfpark Böhmerwald in Ulrichsberg scheint diese Nische aber erkannt zu haben und die Webseite versprach einiges! Viel nützliche Information, einige durchaus stimmungsvolle Bilder vom Platz und ein kostenloser Stellplatz mit Stromanschluss – angeblich direkt am Grün! Na dann, ab in den ersten „Golf-Urlaub“ des Jahres. Zugegeben, den Ort Ulrichsberg mussten wir auf Google Maps nochmals extra suchen, denn das Mühlviertel liegt nicht auf unserer gewöhnlichen Reiseroute quer durch Österreich. Wir buchten unsere Startzeiten und den Stellplatz und schlängelten uns rauf ins Mühlviertel. Unterwegs noch unser kulinarischer Einkauf für die nächsten Tage, denn ein offenes Golfrestaurant wird uns diesmal umständehalber nicht erwarten. Der Stellplatz liegt tatsächlich erhöht oberhalb von Grün 18. Mit dem ersten Wohnmobil-Cappuccino der Saison (es geht doch nichts über eine eigene Kaffee-Maschine) sitzen wir vor unserem fahrenden Ferienhäuschen und beobachten das rege Treiben. Die Greenkeeper schwirren über den Platz, um die letzten Vorkehrungen für die Eröffnung zu treffen. Die Löcher werden umgesetzt, die Bunker gerechnet und die Abschläge und Grüns gemäht.
Die Nacht ist komplett ruhig und die Sterne leuchten wie der Mond in unsere mobile Unterkunft. Ein herrlich freies Lebensgefühl, dass wir wirklich vermisst haben. In der Früh stellen wir unseren Campingtisch vor das Wohnmobil, genießen unser Frühstück und freuen uns auf den Golf-Tag. Am Abschlag schon die ersten Golfer, die sich wie wir diesen Tag so sehnlichst herbeigewünscht haben. Die ersten Schläge sind erwartungsgemäß etwas durchwachsen, dies ist bei meinem Golf jedoch ein alljährlich wiederkehrendes Ritual. Wir starten unsere Runde um kurz nach Zehn und trotzdem die Startzeiten größtenteils vergeben sind, sind unsere 18 Bahnen absolut stressfrei. Irgendwie wirkt alles und jeder sehr „entschleunigt“. Mein persönliches Spiel ist absolut ausbaufähig, aber auch ich fühle mich tief relaxt und genieße einfach den Tag. Es geht mir absolut nicht um den perfekten Schlag oder einen guten Score (wenn ich ehrlich bin, dann zähle ich nicht mal die Schläge), es geht um das Spirit of the Game. Und der Böhmerwald wird diesem Spirit gerecht. Coole abwechslungsreiche Bahnen, kleine und große Kunstwerke aus Holz sorgen immer wieder für einen „Hingucker“, ein Großteil der Bäume steht in voller Blüte, zwei Hasen die über das Fairway jetten und ein Bauer der vom Traktor grüßt. Wir grinsen – endlich wieder mal ein (fast) normaler Urlaubstag.
Nach der Runde gehen wir ins Büro, um uns auch für morgen anzumelden und es wird uns ein Pizzaservice für den Abend empfohlen. Vor dem Clubhaus befindet sich ein riesiger Minigolfplatz mit Bahnen aus Kunstrasen. Jetzt fällt uns auch wieder ein, warum uns der Name Böhmerwald in Sachen Golf schon ein Begriff war. Denn hier hat man vor einigen Jahren einen einzigartigen Freizeitpark entwickelt und in den diversen Medien wurde auffällig positiv darüber berichtet, dass man es hier im 3-Ländereck von Oberösterreich, Bayern und Tschechien wagt neue Wege zu gehen.
Wir buchen uns noch für eine Runde Minigolf ein, auf Discgolf und CrossBoccia verzichten wir, dafür schnappen wir unsere Mountainbikes und fahren eine kurze, aber sportliche Runde durch die Hügellandschaft. Ein ausgefüllter Tag macht hungrig. Die Pizza wird uns direkt zum Stellplatz geliefert und bei einem Gläschen Rotwein lassen wir den Tag Revue passieren und genießen die Ruhe vor unserer fahrbaren Unterkunft.
Die Golfrunde am nächsten Tag läuft dann schon bedeutend besser, auch weil wir uns ein paar Tücken des Platzes gemerkt haben. Wir trinken Espresso an der Halfway und frisches Quellwasser aus dem Brunnen bei Bahn 14. Danach verstauen wir unsere Golfbags im Kofferraum, duschen im Wohnmobil und machen uns auf den Rückweg. Fahrten mit dem Wohnmobil finde ich generell immer kurzweilig, aber dieses Mal fühlen wir uns besonders entspannt. Es war eine ganz besondere Wohnmobil-Golfreise in den Böhmerwald – die wir bald wiederholen wollen. Dann hoffentlich wieder mit einem geöffneten Restaurant, dessen Kulinarik übrigens sehr empfehlenswert sein soll.

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