Mittlerweile schwingen in Österreich über 115.000 Golfer:innen auf den Anlagen von 157 Golfclubs die Golfschläger. Viele Clubs gleichen mittelständischen Unternehmen, wodurch sich auch die Anforderungen und Aufgaben auf der Führungsebene verändert haben. Gefragt sind heute neben betriebswirtschaftlichen Golfmanagement-Kenntnissen, Fach- und Allgemeinwissen vor allem soziale Kompetenz, überdurchschnittliches Engagement, flexibles, kreatives und weitsichtiges Handeln.

Andreas Hagara (57), der 15fache Medaillengewinner bei Europa- und Weltmeisterschaften in der Tornado-Klasse, erster und einziger österreichische Skipper beim America`s Cup, führt seit 2010 als Geschäftsführer und Clubmanager den Golfclub am Attersee (GCA).

Wie wird man nach einem erfolgreichen Sportlerleben auf den größten Meeren dieser Welt Golfclub-Manager am Attersee?
Eigentlich habe ich während meiner Seglerkarriere immer gedacht, dass ein Leben ohne Segelboot und Wasser bedeutungslos sei. Als aber gegen Ende meiner sportlichen Laufbahn die damaligen Betreiber des Golfprojektes am Attersee mit der Bitte an mich herangetreten waren, ob ich die Leitung des geplanten Betriebes übernehmen würde, kam es zu einer Wende der anderen Art. Dem Sport in irgendeiner Weise treu bleiben, stand jedoch für mich fest. So klang denn auch die neue Aufgabe sehr reizvoll! Mit einem „Klar zur Wende!“ tauschte ich das Leben auf dem Wasser gegen den neuen - wie sich bald herausstellte, ebenso herausfordernden Job an Land. Und das an einem fixen Arbeitsplatz in einer der schönsten Regionen Österreichs – auf einem Grün über dem Blau. Ich wurde Mitverhandler bei Pachtverträgen, begleitete die Planung und den Platzbau, war sozusagen von Anfang an mitverantwortlich. Heute bin ich stolz, dass sich der Platz zu einem Golfjuwel über dem Attersee entwickelt hat.

Deine Perspektive hat sich also total verändert?
Ich habe sozusagen einen anderen Blick auf das Wasser gewonnen – von meinem Büro kann ich die Boote am Attersee beobachten und freue mich mit den Seglern, wenn sie bei herrlichem Rosenwind übers Wasser gleiten.
Wie sehen das Unternehmen GC am Attersee, bzw. seine Strukturen aus?
Der GCA hat einen Verein, der über ein pauschales Spielrecht in einer Be-riebs GmbH verfügt. Sehr wichtig ist dabei eine gute Zusammenarbeit mit dem Vereinsvorstand, um gemeinsam über Mitgliedschaften und Preisgestaltungen nachzudenken oder Events zu planen. Der GCA ist ein sehr familiär geführtes Unternehmen, und mit unseren derzeit rund 550 Mitgliedern ist das Vereinsleben gut überschaubar.

Und Dein Team?
Für mich äußerst wichtig ist das Greenkeeping, in das ich täglich stark eingebunden bin, um permanent Verbesserungen und Änderungen für die Qualität des Platzes umzusetzen. Unentbehrlich sind auch meine fünf Marshalls, die sich vor allem in den stark frequentierten Sommermonaten um den Spielbetrieb direkt am Platz kümmern. Im Sekretariat unterstützen mich vier Mitarbeiterinnen. Darunter auch meine Tochter und meine Frau, die sich zusammen mit mir um das Marketing, die Turnierplanung und die Pressearbeit kümmern.

Wie sieht die strategische Ausrichtung des Clubs aus?
Neben dem Vereinsleben spielt in unserem Club der touristische Aspekt eine sehr wichtige Rolle. Aufgrund der zentralen Lage in Österreich - nur vier Autominuten von der Westautobahn und eine halbe Stunde vom Salzburger Flughafen entfernt und eingebettet in die reizvolle Landschaft des Salzkammerguts - hat sich unser Golfplatz zu einem sehr beliebten Ausflugs- und Reiseziel entwickelt. Allerdings fehlen uns noch etliche Betten, die eine Golfsaison verlängern würden. Ein Hotel direkt am Golfplatz war schon lange geplant, ist aber aus politischen Gründen leider noch nicht realisiert worden. Aber es gibt tolle Packages, die unsere umliegenden Hotel-Partnerbetriebe „Golf & Seen“ anbieten.

Gibt es weitere Pläne für die Infrastruktur am Platz?
Ganz aktuell ist ein Golf-Trainingszentrum projektiert. Ein Zubau unseres bestehenden Clubhauses soll nicht nur das Angebot mit Restauration und einem größeren Pro-Shop erweitern, sondern außerdem die Möglichkeit für Golfcamps bieten. Neben Seminarräumen und einem großen Fitnessbereich soll auch Platz für Physiotherapie und Massage entstehen.

Der Natur- und Umweltschutz wird im GCA großgeschrieben!
Als einer der ersten Golfclubs Österreichs mussten wir uns einer sehr um-angreichen Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen. So entstanden etliche Feuchtbiotope und viele Bereiche mit bestens funktionierender Fauna und herrlicher Flora. Aufgrund der geografischen Lage und des See-Klimas sind bei uns Trockenperioden genauso problemlos wie längere Regenzeiten. Auch in Trockenperioden brauchen wir nur die Grüns und Abschläge zu bewässern und kommen trotzdem mit grünen Spielbahnen durch den Sommer.

Deine Ziele?
Nachdem ich selbst jahrelang Erfahrungen im Leistungssport gesammelt habe, bedeutet für mich die Realisierung des Golf-Trainingszentrums das höchste Ziel. Mit diesem Sportangebot und einem großzügig angelegten Restaurant würde unser Club enorm an Attraktivität gewinnen, und eine Saisonverlängerung wäre sichergestellt. Das wäre nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, sondern würde das I-Tüpfelchen für das „beste Grün über dem schönsten Blau“ bedeuten.