DR. PETER ENZINGER
Präsident des Österreichischen Golfverbandes (ÖGV)

Mit dieser Ausgabe von ExtraGolf & Reisen beginnen wir die neue Serie TALKING GOLF, in der wir Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an den Tisch bitten. Was kann uns Besseres passieren, als mit dem ÖGV-Präsidenten, Dr. Peter Enzinger, in der „Pole Position“ zu starten.

ExtraGolf: Im Juli fand eine ÖGV-Mitgliederversammlung statt. Trotz der angespannten Zeit nahmen überaus viele Mitglieder daran teil, um zu erfahren, was war, was ist und wie es weiter geht. Was konnten Sie den Mitgliedern berichten?
Dr. Peter Enzinger: In jedem Fall nur Positives. Denn mit inzwischen 160 Clubs und über 100 000 Mitgliedern, die im ÖGV organisiert sind, beobachten wir einen nennenswerten Aufwärtstrend. Besonders in der aktuellen Corona-Zeit zeigte sich so etwas wie ein Golfboom, der nicht nur ein Zeichen für den Stellenwert ist, den der Golfsport in Österreich jetzt erreicht hat. Die drei großen internationalen Turniere, die wir in diesem Jahr ausrichten durften, beweisen uns ebenfalls, dass Österreich zu den Top-Golfnationen gehört. Dazu beigetragen haben natürlich auch die guten Ergebnisse unsere drei Tourspieler Bernd Wiesberger, Matthias Schwab und Sepp Straka.

Diese positive Entwicklung veranlasst zu der Frage, wie Sie die Bewerbung für den Ryder Cup 2022, der jetzt auf 2023 verschoben ist, miterlebt haben? Waren die Chancen realistisch?
Österreich hatte sich seinerzeit spontan beworben. Unsere Mitbewerber waren Spanien, Italien und Deutschland. Ich bin auch heute noch fest davon überzeugt, dass sie realistisch war. Das Budget – im sechsstelligen Bereich – war durch einen Ministerratsbeschluss gesichert. Der Chef der European Tour, Keith Pelley, forderte jedoch weitere 80 Mio Euro für zehn 8 Mio-Turniere. Da konnten wir nicht mithalten. Die Italiener haben zwar die Ryder Cup-Bewerbung gewonnen, aber wir sind auch Sieger, weil unsere hochprofessionelle Präsentation die Anerkennung des Golfsports in der österreichischen Politik und Gesellschaft wesentlich verbessert hat. Der starke Wirtschaftsfaktor „Golf“ wurde erkannt, was uns einige Türen geöffnet hat.

Sie sind nun seit 2013 Präsident des ÖGV? Was waren die Höhepunkte in dieser Amtsperiode?
Neben vielen freundschaftlichen Begegnungen auf den Greens dieser Welt waren es für mich vor allem die Ausrichtung der großen Turniere in Österreich, wie z.B. die European Turniere in Atzenbrugg, die Challenge-Tour im Golfclub Adamstal und nicht zuletzt der Jugend-Ryder-Cup in Atzenbrugg zwischen der österreichischen und spanischen Jugend im Alter zwischen 10 und 16 Jahren unter der Schirmherrschaft von Miguel Angel Jimenez und Markus Brier.

Das ÖGV-Pro Team wird mit 40.000 Euro unterstützt, die Pro-Turniere in Österreich bekommen 213.000 Euro. Denken Sie, es ist richtig, dass sich der Golfverband so kosten- und arbeitsintensiv um den Profisport kümmert? Sollten nicht die Golfclubs als Mitglieder mehr gefördert werden, z.B. zur Mitgliedergewinnung?
Die finanziellen Förderungen des ÖGV fließen entweder in den Bereich Sport, Marketing oder Service. Dabei variiert die Verteilung je nach Schwerpunkten. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt der Ausgaben im Bereich Sport, und zwar für die Organisation der großen Turniere in Atzenbrugg, Adamstal und Zell am See. Meine Aufgabe ist es, die Bedienung der drei Bereiche stimmig zu halten. Ich möchte betonen, dass wir den Clubs in diesem Jahr 400.000 Euro für ihre Mitgliederwerbung u.a. für Platzreifekurse zur Verfügung gestellt haben. Davon wurden bis heute zwei Drittel der Summe abgerufen.

Das Budget des Golfverbandes lag 2020 bei 3,76 Millionen Euro. Davon entfallen: 47,8% für den Bereich „Sport-, Turnier- und Championship-Commitees“, 23,8% für Personalkosten und 21,2% für Presse und Marketing. Für den Bereich „Umwelt“ wurden lediglich 1.000 Euro budgetiert. Ist das nicht zu wenig?
Einen besonderen Budgetposten für Umwelt gibt es nicht, weil jeder Golfplatz ein Umweltprojekt an sich ist. So werden zur Pflege der Golfplätze nur hochbiologische Pflegeprodukte eingesetzt, die von Umwelt- und Naturschutzeinrichtungen freigegeben worden sind. Übrigens braucht ein Golfplatz 80 % weniger Dünger als ein landwirtschaftlich genutztes Feld! Weiters ist uns wichtig, bei den ÖGV-Turnieren die Plastikflaschen durch wiederverwendbare Flaschen zu ersetzen. Zu diesem Thema könnte man noch viele positive Punkte anführen. Die 1.000 Euro sind lediglich für die Clubs als Information zum Thema Umwelt gedacht.

Wie stehen Sie zur Handicap-Reform im Jahre 2021? Warum hat sich Österreich nicht für die Variante entschieden, dass jede – auch die private – Golfrunde zur Handicap-Verbesserung gezählt wird?
Die internationalen Golf-Weltverbände haben das System vorgeschlagen, um die weltweit bestehenden sechs Handicap-Systeme zu einem einheitlichen System zusammenzufassen. Wir steigen 2021 ein, haben allerdings einige Sonderregeln eingebracht, die auch akzeptiert wurden. Wir wollen nicht jede Private-Runde als handicapwirksame Runde anerkennen, sondern nur angemeldete EDS-Runden (Extra Day Score).

Ist das Projekt „ÖGV-Kompetenzzentrum“ in Fontana mit Übersiedelung des ÖGV-Büros noch aktuell? Wenn ja, wie wird die zeitgemäße Infrastruktur aussehen?
Das Projekt ist sehr aktuell. Es hat sich jedoch aufgrund der Nationalratswahl verzögert, und nun kam auch noch Corona hinzu. Aber wir sind wieder gut in der Spur. Die Infrastruktur in Fontana kann perfekt genutzt werden. Es müssen einige Umbauarbeiten sowohl für den Bürotrakt, als auch für die Indoor-Anlagen vorgenommen werden. Outdoor werden einige perfekte Putting- und Chipping-Grüns für jeden Übungsbereich gebaut. Wir hoffen, wenn wir alle finanziellen und technischen Hürden geschafft haben, Anfang bis Mitte nächsten Jahres mit dem Betrieb beginnen zu können.

Und wer nutzt außer der ÖGV-Administration das Kompetenzzentrum?
Die neun österreichischen Landesverbände sollen es beleben, und auch unseren Nachbarländern werden wir es zur Verfügung stellen. Weiters besteht die Möglichkeit, für Clubmannschaften und Privatpersonen die Anlage nach Voranmeldung in Anspruch zu nehmen.

Die nächste Wahl zum Präsidium des ÖGV ist für 2021 festgelegt. Stehen Sie nochmals zur Verfügung?
Ich werde meine persönliche Entscheidung Anfang nächsten Jahres bekannt geben.

Und wie ist Ihr Resümee?
In erster Linie gilt es, allen Mitgliedern, die es gerade jetzt, in dieser außergewöhnlichen und mit vielen Auflagen behafteten Zeit schaffen, einen sicheren Ablauf in den Clubs und bei Turnieren zu gewährleisten.

Das Interview führte Barbara Behrendt bei einem sonnigen Golfbesuch im Golfclub Hohe Tauern Mittersill im Salzburger Land.

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