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Der „goldene Bär” gilt als einer der besten Architekten
Jack Nicklaus ist schon seit Langem als der „beste Golfer aller Zeiten bekannt“, insgesamt gewann er über 70 PGA-Tour Turniere, darunter 18 Majors (ein Rekord, den bis heute kein weiterer Spieler auch nur annähernd einstellen konnte).
Nach seinen Erfolgen als Spieler sorgt der „goldene Bär“, so sein Spitzname, als Golfplatzarchitekt für Furore – er und sein Team der Nicklaus Design Company gestalteten bereits über 250 Plätze auf der ganzen Welt, weitere 80 sind im Bau oder in Planung. Natürlich ist Jack Nicklaus auch in Österreich als Architekt berühmt – Gut Altentann war nicht nur der erste 18-Loch Kurs, den Nicklaus in Kontinentaleuropa gestaltete, er zählt auch seit damals zu den besten des Landes.
Seine Karriere als Architekt begann 1969, als er den legendären Pete Dye bei dem Bau von Harbour Town Golf Links in Hilton Head Island, South Carolina, unterstützte. Der Kurs, auf dem nach wie vor jedes Jahr ein PGA Tour-Turnier veranstaltet wird, sorgte von Anfang an für Begeisterung und wird seit dem zu den besten 100 Kursen der USA gezählt. Kurze Zeit später entwarf Nicklaus unter Mithilfe von Desmond Muirhead seinen „Heimatplatz“ Murfield Village, in der Nähe von Columbus, Ohio, wo Nicklaus aufwuchs. Dieser Kurs, den viele Experten noch immer als den besten bezeichnen, den Nicklaus bis dato entwarf, ist jährlicher Austragungsort des „Memorial Tournament“, ein PGA Tour-Event, dessen „Gastgeber“ Nicklaus höchstpersönlich ist. Anfangs gestaltete Nicklaus vor allem Privatplätze (die in der Regel anspruchsvoller sind), die von vielen Kritikern als zu schwer für den Durchschnittsgolfer beurteilt wurden. Auch Nicklaus selbst realisierte dies im Laufe der Zeit, wodurch sich sein Design-Stil änderte – viele seiner aktuellen Projekte sind öffentlich zugängliche Plätze, die Spieler aller Handicaps Spaß bereiten sollen (wer eine richtige Herausforderung sucht, soll einmal von den Championship-Abschlägen spielen!).
Die Designphilosophie von Nicklaus zeichnet sich besonders durch expansive Erdbewegungen aus – Nicklaus passt das Platzlayout nicht immer der Landschaft an, sondern modelliert diese, um das Terrain für die Spielbahnen zu formen – kaum ein anderer Architekt verschiebt soviel Erde wie Nicklaus. Ebenfalls bekannt ist Nicklaus für den Bau von Bunkern – die meisten seiner Plätze verfügen nicht nur über eine große Anzahl derer, diese sind teilweise sehr groß und sehr tief, auf manchen Kursen ließ Nicklaus sogar Wastebunker und ganze Bunkerlandschaften errichten. Zu seinen „Design-Features“ zählen Doglegs nach rechts und Par 3s, die einen Schlag von links nach rechts erfordern – der Grund dafür ist simpel: Nicklaus selbst spielte gerne einen hohen Fade, was er auch in seine Layouts einfließen lässt. So gut wie alle Nicklaus-Plätze verfügen über ein „reachable Par 5“, also ein Par 5, welches (relativ) kurz ist und so mit zwei Schlägen erreicht werden kann – Nicklaus will so Spielern die Wahl zwischen Risiko und konservativem Spiel geben: Wer das Grün erreicht hat die Chance auf Birdie oder Eagle, wer es verfehlt landet meist in einem Hindernis und kann so leicht Bogey oder gar Doppel-Bogey spielen.
Bei seinen Projekten spricht Nicklaus immer über ein „dramatic finish“, damit meint er meist die letzten drei Löcher, denen er beim Design des Platzes besonderes Augenmerk schenkt – Nicklaus will damit ein „Grande Finale“ gestalten, welches Spielern in Erinnerung bleibt und welches über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Nicklaus ist sowohl für die Kurse der „Nicklaus Design Company“ verantwortlich, bei dem unter anderem seine Söhne tätig sind.
Darüber hinaus gibt es die „Jack Nicklaus Signature“ Kurse – bei diesen ist der „goldene Bär“ persönlich mehr involviert (er stattet allen Projekten mehrere Besuche ab), dafür ist auch sein Honorar entsprechend höher. Nicklaus gilt als der bestbezahlte Architekt, Gerüchten zur Folge soll er für einen Platz bis zu zwei Millionen (!) US-Dollar und mehr bekommen. Nachdem die von Nicklaus entworfenen Plätze enorme Budgets haben, können sich Gäste in der Regel sicher sein, dass die Kurse über einen makellosen Pflegezustand verfügen. Der Name „Nicklaus“ steht daher nicht nur für ein außergewöhnliches Layout, sondern für ein denkwürdiges Golferlebnis.