RYDER CUP 2025, Bethpage Black Course, New York

Der Ryder Cup ist anders. Der Ryder Cup bietet viele Emotionen, ­ Dramen und Volksfeststimmung. Rund 50.000 Zuschauer pro Tag säumten­ während der Matches die Golfanlage des öffentlichen Bethpage Black Course und sorgen immer wieder für störende Buh-Rufe und ­ Beleidigungen. Diesmal richteten sich die Gehässigkeiten vor allem gegen das nordirisch-irische Duo Rory McIlroy und Shane Lowry im Match gegen Justin Thomas und Cameron Young.

Das Organisationsteam reagierte, das Security-Personal und das Polizeiaufgebot wurden verstärkt und es wurden sogar einige unbelehrbare Zuschauer von der Anlage verwiesen. Rory sprach von einer „hässlicher Woche in Bethpage Black“. Die US-Spieler zeigten sich entsetzt und versuchten immer wieder, das Publikum zu beruhigen. Doch der Ryder Cup ist anders, es ist ein Teambewerb zwischen zwei Mannschaften und kann somit nicht mit Majorturnieren bzw. Events der PGA oder DP World Tour mit bis zu 156 Golfern verglichen werden. Das 12köpfige Team der USA unter Luke Donald verteidigte seinen Sieg von Rom vor zwei Jahren. Dabei verließ sich der Engländer auf seine siegreiche Mann schaft aus 2023, einzig Nicolai Hojgaard wurde durch seinen Zwillingsbruder Rasmus ersetzt. US Kapitän Keegan Bradley stand hingegen dauerhaft in der Kritik. Eigentlich war Phil Mickelson als Kapitän vorgesehen, jedoch kam er aufgrund seines Wechsels zur LIV Tour nicht mehr in Frage. Bradley selbst spielte heuer sensationelles Golf, ist derzeit die Nummer 14 der Welt und wollte sich aber nicht selbst als „spielender Kapitän“ aufstellen. Mit Jordan Spieth sowie den drei LIV Legenden Brooks Koepka, Dustin Johnson und Patrick Reed verzichtete er außerdem auf vier ehemalige Major-Sieger. Und auch die gemähten Roughs und die weichen Grüns des Bethpage Black Courses auf Long Island, außerhalb von New York, entschärften die Schwierigkeiten des Kurses mit einem Slope von 155 (= Maximalwert) drastisch. „Im nach hinein betrachtet war dies ein Fehler“ meinte Keegan Bradley, „so wurden sehr viele Grüns getroffen und der Ryder Cup wurde zum Putting Contest. Und an den ersten beiden Tagen dominierten die Europäer auf den Grüns“.

1. & 2. Tag – Die Vierer-Matches
Europa startete am ersten Tag mit einem 3:1 furios in die Klassischen Vierer, auch den Vierball-Bestball gewann Europa mit 2,5:1,5 Punkten. Damit führten die Titelverteidiger nach Tag 1 mit 5,5:2,5 Punkten. Doch es kam am 2. Tag noch dicker: Europa gewann beide Vierer-Sessions mit jeweils 3:1 und führten nach 16 Vierern mit dem Rekordvorsprung von 11,5 zu 4,5 Punkten. Damit fehlten nur 2,5 Punkte zur Teilung (= die Trophäe bleibt beim Titelverteidiger) und 3 Punkte zum Gewinn des Ryder Cups 2025. Eine scheinbar leichte Aufgabe bei 12 ausstehenden Einzelmatches.

3. Tag – Die Einzel-Matches
Den ersten halben Punkt holten sich die Europäer durch die Verletzung von Victor Hovland. Somit wurde nach den Ryder Cup-­ Regeln ein US-Spieler auserwählt (Harris English) und dieses Einzel geteilt. Nach einem schwachen Beginn des US-Teams – in 9 von 11 Einzeln führte Europa - starteten sie eine unglaubliche Aufholjagd. Durch die Siege von Cameron Young gegen Justin Rose und Justin Thomas gegen Tommy Fleetwood, jeweils mit einem Birdie am 18. Loch, verkürzte die USA auf 7:12 Punkte. Bryson DeChambeau teilte nach 5-Loch Rückstand sein Match gegen Matt Fitzpatrick, Scottie Scheffler bezwang Rory McIlroy auf der 18 und Xander Schauffele Jon Rahm auf der 15. Einzig Ludvig Aberg gewann sein Einzel gegen Patrick Cantlay auf Loch 17. Sepp Straka führte gegen J.J. Spaun nach vier Birdies auf den ersten vier Löchern bereits mit „2 auf“, musste jedoch den US Open Champion auf der 17 zum Sieg gratulieren. Damit stand es 10,5 zu 13,5 aus der Sicht der USA. Shane Lowry lag gegen Russell Henley nach 14 Loch mit 2 Löchern im Rückstand und schaffte mit einem Birdie auf der 18 noch die Teilung. Die beiden spielten auch mit jeweils 6 unter Par die besten Runden. Damit stand fest: Europa behält die Ryder Cup Trophäe. Denn bei 14 zu 14 Punkten wäre der Ryder zwar offiziell geteilt, die Trophäe bleibt jedoch in Händen des Titelverteidigers. Ben Griffin holte sich noch einen Punkt gegen Rasmus Hojgaard, doch Tyrrell Hatton fixierte gegen Colin Morikawa mit einer Teilung für den wichtigen 14,5ten Punkt. Das Remis zwischen Sam Burns gegen Robert MacIntyre sorgte für den Endstand von 15:13 Punkten zugunsten der Europäer.

Besonderes & Brisantes
Noch nie in der Ryder Cup Geschichte wurden so viele Matches erst am 18. Loch entschieden: 15 der 27 Spiele gingen auf Loch 18, zwei wurden auf Loch 17 entschieden, 5 Matches auf der 16, 3 auf der 15 und jeweils ein Spiel auf Loch 14 und Loch 13 (Aberg & Hojgaard verloren gegen Cameron Young & Justin Thomas 6 auf 5). Bis 1959 wurden die Spiele im Ryder Cup über 36 Loch ausgetragen, seit 1961 hält das Duo Ludvig Aberg und Viktor Hovland den Rekord für den höchsten Sieg: 2023 deklassierten sie Scottie Scheffler und Brooks Koepka mit „9 auf 7“, d.h. das Match endete im Klassischen Vierer bereits auf Loch 11.

Die „Umschlagsregel“ (Envelope Rule) wurde heuer zum dritten Mal nach 1991 und 1993 im Ryder Cup angewendet. Sie besagt, sollte sich ein Spieler verletzten, so wird aus dem Umschlag des anderen Teams jener Name verlautbart, den der jeweilige Kapitän vorher auserwählt hat. Dieses Match findet nicht statt und wird geteilt. 1991 betraf es Steve Pate (USA), 1993 Sam Torrance (Sco) und heuer Viktor Hovland (Nor).

100 Jahre Ryder Cup

Damit hat Europa nun 11 der letzten 15 Ryder Cups gewonnen. Der nächste Ryder Cup findet 17. – 19. September 2027 im irischen Resort Adare Manor statt. Zum 100. Jahrestag der Gründung des Ryder Cups, benannt nach dem englischen Saatguthändler Samuel Ryder (1858-1936), der mit „penny packets“, Kleinstverpackungen von Pflanzensamen ein Vermögen machte, den Event 1927 ins Leben rief und eine Trophäe stiftete.

Ryder Cup Legenden
Mr. Ryder Cup ist der Spanier Sergio Garcia, der insgesamt 45 Matches spielte und für Europa 28,5 Punkte holte. Bernhard Langer (42 Matches) und Lee Westwood (47) erspielten jeweils 24 Punkte, Colin Montgomerie (36) 23,5 Punkte und Severiano Ballesteros (37) 22,5 Punkte. Dahinter folgen Nick Faldo (43, 22 P.), Rory McIlroy (38, 21,5 P.) und Phil Mickelson (47, 21,5 P.(. Tiger Woods liegt mit 14,5 Punkten aus 37 Ryder Cup Matches in dieser Rangliste auf Rang 15. Phil Mickelson nahm an 12 Ryder Cups teil, Nick Faldo und Lee Westwood jeweils 11 Mal. Lee Westwood konnte die Trophäe bereits 7 Mal gewinnen, Sergio Garcia und Rory McIlroy halten bei 6 Ryder Cup-Siegen.

Die Österreicher beim Ryder Cup

3 Teilnahmen – 2 Ryder Cups
Sepp Straka war heuer nach 2023 zum 2. Mal im siegreichen europäischen Team. Wie auch bereits vor zwei Jahren gelangen dem Wiener aus 3 Matches 1 Punkt. 2023 gewann Straka einen Klassischen Vierer mit Shane Lowry gegen Rickie Fowler und Collin Morikawa und verlor mit Lowry am zweiten Tag gegen Max Homa und Brian Harman. Sein Einzel verlor Straka auf der 18 gegen Justin Thomas. Heuer spielte er zweimal Vierball Bestball mit Jon Rahm. Am ersten Tag gewann das Duo gegen Scottie Scheffler und J.J. Spaun, am zweiten Tag verloren sie gegen Xander Schauffele und J.J. Spaun. Im Einzel wurde Straka wiederum J.J. Spaun zugelost und führte nach vier Löchern bereits „2 auf“ jedoch verlor Sepp Straka das Match auf Loch 17.
Bernd Wiesberger nahm 2021 in Whistling Straits am Ryder Cup teil. Bei der vernichtenden Niederlage der Europäer mit 19:9 Punkten steuerte der Burgenländer keinen Punkt bei. Er verlor einen Vierball Bestball mit Paul Casey gegen Dustin Johnson und Xander Schauffele und einen Klassischen Vierer mit Victor Hovland gegen Justin Thomas und Jordan Spieth. Im Einzel verlor Wiesberger gegen Brooks Koepka auf Loch 17.

Ryder Cup 2025 im Detail
USA
• Cameron Young (3 Siege, 1 Niederlage) 3 Punkte
• Xander Schauffele (3 Siege, 1 Niederlage) 3 Punkte
• J.J. Spaun (2 Siege, 1 Niederlage) 2 Punkte
• Justin Thomas (2 Siege, 2 Niederlagen) 2 Punkte
• Bryson DeChambeau (1 Sieg, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen) 1,5 Punkte
• Patrick Cantlay (1 Sieg, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen) 1,5 Punkte
• Ben Griffin (1 Sieg, 1 Niederlage) 1 Punkt
• Sam Burns (2 Unentschieden, 1 Niederlage) 1 Punkt
• Scottie Scheffler (1 Sieg, 4 Niederlagen) 1 Punkt
• Russell Henley (1 Unentschieden, 2 Niederlagen) 0,5 Punkte
• Collin Morikawa (1 Unentschieden, 2 Niederlagen) 0,5 Punkte
• Harris English (1 Unentschieden*, 2 Niederlagen) 0,5 Punkte

Europa
• Tommy Fleetwood (4 Siege, 1 Niederlage) 4 Punkte
• Rory McIlroy (3 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) 3,5 Punkte
• Tyrrell Hatton (3 Siege, 1 Unentschieden) 3 Punkte
• Jon Rahm (3 Siege, 2 Niederlagen) 3 Punkte
• Matt Fitzpatrick (2 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) 2,5 Punkte
• Shane Lowry (1 Sieg, 2 Unentschieden) 2 Punkte
• Justin Rose (2 Siege, 1 Niederlage) 2 Punkte
• Ludvig Aberg (2 Siege, 2 Niederlagen) 2 Punkte
• Victor Hovland (1 Sieg, 1 Unentschieden*, 1 Niederlage) 1,5 Punkte
• Robert MacIntyre (1 Sieg, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) 1,5 Punkte
• Sepp Straka (1 Sieg, 2 Niederlagen) 1 Punkt
• Rasmus Hojgaard (2 Niederlagen) 0 Punkte
* die verletzungsbedingte Teilung zwischen Harris English und Victor Hovland




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