Kurtis Bowman gibt uns in diesem Interview einen Einblick der wichtigsten Kriterien für den Golfplatzbau und was die GolferInnen wirklich wollen.

„Nachdem ich mich an der Ohio State University eingeschrieben hatte, fragte ich meinen Professor, wo wir unsere Praktika absolvieren könnten, und seine Antwort lautete: „Bei wem auch immer Sie angestellt werden“. Da ich Golfspieler bin, interessierte mich natürlich der Augusta National Golf Club, Austragungsort des Masters, am meisten. Nachdem ich sehr hartnäckig war, gelang es mir, ein Vorstellungsgespräch bei Marsh Benson zu bekommen, der fast 30 Jahre lang für die Instandhaltung im Augusta National zuständig war. Hier bekam ich den größten Durchbruch meiner Karriere auf einem der berühmtesten Golfplätze der Welt. Nicht nur, weil es sich gut in meinem Lebenslauf machte, sondern vor allem, weil es mir viel Selbstvertrauen gab - ich dachte, wenn ich das kann, kann ich alles schaffen“, erzählt uns Kurtis Bowman seine ersten Erfahrungen. „Nach dem College arbeitete ich als stellvertretender Greenkeeper im Atlanta Country Club. Der Architekt des Golfplatzes arbeitete für Jack Nicklaus Design, und es gelang mir, ihn so lange um einen Job zu bitten, dass er 1996 bei Nicklaus anrief und mir die Tür öffnete. Jim Lipe, der leitende Architekt, nahm mich unter seine Fittiche und in meiner Zeit bei Nicklaus Design arbeitete ich an fast 50 Golfplätzen. Und im Jahr 2016 habe ich mein eigenes Unternehmen gegründet. Mein erstes Projekt war der Santo Domingo Country Club in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik“.

Wie würden Sie Ihren Stil als Golfplatzarchitekt beschreiben? Was sind die allgemeinen Trends?

Meine Zeit in Augusta hatte einen großen Einfluss auf mich und darauf, wie ich letztendlich Golfplätze entwerfe. Die Art und Weise, wie sich ein Golfplatz spielt, mit viel Platz nach dem Abschlag, der es den Golfern ermöglicht, ihren Ball zu finden und ins Grün zu schlagen, sowie die Stärke der Grüns sind zwei Elemente, die sich in all meinen Projekten wiederfinden. Ich gebe den Golfern gerne Raum und baue ein strategisches Layout für bessere Golfer, bei dem sie mitdenken und ihren Weg planen müssen, obwohl es mir genauso wichtig ist, dass meine Kurse auch Golfern mit einem höheren Handicap Spaß machen. Abwechslung ist die Würze des Lebens - und das gilt natürlich auch für einen Golfplatz. Bei den Grüns achte ich auf Abwechslung bei der Konturierung und der Größe der Grüns. Ich möchte, dass sich die Par-Drei-Löcher alle unterschiedlich spielen und nicht, dass die Golfer mit demselben Eisen in jedes Loch schlagen, sondern dass sie einen anderen Schläger, eine andere Flugbahn und eine andere Schlagform verwenden. Bei Par 4s und 5s möchte ich auch Löcher einbauen, bei denen die Golfer nicht gezwungen sind, einen Driver zu benutzen. All diese Elemente zusammen bieten ein abwechslungsreiches und unvergessliches Erlebnis. In meinen Entwürfen sehen Sie häufig ein „einfacheres“ Eröffnungsloch, um den Golfern den Einstieg in die Runde zu erleichtern. Donald Ross sagte einmal, dass das erste Loch wie ein warmer Händedruck zu Beginn der Runde“ sein sollte, und ich kann ihm nur zustimmen. Das Grün des ersten Lochs von Alcaidesa Links ist eines der raffiniertesten. Es ist ein Par 5, dass den Golfern schon früh die Chance auf ein Birdie oder sogar einen Eagle bietet.

Wann und wie kam es zu Ihrer Arbeit an dem Projekt La Hacienda?

Als ich in der Dominikanischen Republik arbeitete, lernte ich Javier Illán, den Präsidenten von Millennium Hospitality, kennen. Im Jahr 2020 flog ich nach Spanien, um Javier zu besuchen und seine großen Pläne für La Hacienda zu besprechen, und wir verstanden uns auf Anhieb. Ich habe mich sofort in das Anwesen verliebt und das Potenzial erkannt. Javiers Vision war genau das, was ich hören wollte. Er war bereit, uns das nötige Budget zur Verfügung zu stellen, um das zu erreichen, was wir wollten - nämlich den gesamten Golfplatz zu überarbeiten und ihn drastisch zu verbessern. Es war mein erster Golfplatz in Kontinentaleuropa.

Was waren Ihre Eindrücke, als Sie das Gelände und das ursprüngliche Layout des Platzes zum ersten Mal sahen?

Natürlich war ich von den spektakulären Aussichten auf das Meer überrascht - einige der besten, die ich je auf einem Golfplatz weltweit gesehen habe. Die Tatsache, dass man vom gesamten Platz aus das Mittelmeer und den Felsen von Gibraltar sehen kann, hat mir den Atem geraubt. Ich konnte feststellen, dass der ursprüngliche Entwurf des Platzes mit einem minimalen Budget erstellt worden war. Es war einfach nur ein Golfplatz mit Grüns und Abschlägen, ohne wirkliche Überlegungen zum Spielerlebnis und zur Betonung des atemberaubenden Meerblicks. Die meisten Leute, die ihn spielten, sprachen nie über den Golfplatz selbst, sondern nur über die Aussicht. Das wollten wir unbedingt ändern... wenn wir einen Golfplatz schaffen könnten, der zu dieser Umgebung passt, dann wäre das etwas ganz Besonderes.

Woher kam Ihre Inspiration für den neuen Alcaidesa Links Course?

Ich habe mich von den Linksplätzen in Kalifornien inspirieren lassen, insbesondere vom Cypress Point Club und von Pebble Beach Golf Links. Als ich Alcaidesa Links zum ersten Mal sah, sagte ich mir, dass dies das Pebble Beach Spaniens sein sollte! Natürlich ist die Lage ganz anders, aber es ist definitiv der dramatischste Linksplatz am Meer in Spanien und hat meiner Meinung nach das Zeug dazu, in die engere Auswahl als einer der besten Golfplätze des Landes zu kommen.

War die Vorgabe, einen wirklich guten ‚Resort- Platz‘ zu schaffen oder eine Herausforderung für Golfer mit niedrigerem Handicap?

Angesichts des zur Verfügung stehenden Platzes und Geländes war es nie geplant, einen langen Golfplatz zu bauen. Es war nicht unser Ziel, einen Golfplatz zu schaffen, auf dem ein Major-Turnier für Männer oder ein European-Tour-Event stattfinden kann. Die Vorgabe und das Ziel war es, einen Golfplatz zu schaffen, den die Gäste des Resorts gerne spielen, der ihnen viel Spaß macht und auf den sie immer
wieder zurückkehren möchten. Ich entwarf einen Resort-Golfplatz, auf dem Turniere ausgetragen werden können, und nicht einen Turnierplatz, den Resortgäste spielen können. Dies war eine Richtlinie, die von den Eigentümern beschlossen wurde.

Was sind die wesentlichen Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Platz?

Wir haben neue Abschläge, Grüns und Bunker gebaut, um den Golfern eine völlig neue Strategie für den Platz zu bieten. Eine Handvoll Löcher wurde völlig neu gestaltet, vor allem auf dem letzten Stück, das zum Clubhaus zurückführt. Zum Teil, um Platz für einige der neuen Entwicklungen wie das Fünf-Sterne- Hotel zu schaffen, aber auch, weil einige von ihnen drastisch verbessert werden mussten. Ich wollte den Golfplatz mit dem Meer verbinden. Jetzt haben wir wirklich einen Golfplatz, der direkt am Meer liegt, und es gibt nichts Vergleichbares in Spanien. Die größte Herausforderung auf dem Platz ist der Wind, den wir während des gesamten Entwurfsprozesses sorgfältig berücksichtigt haben und damit mehrere Abschläge gebaut haben, die je nach dem Wind ausgewählt werden.

Die schönsten Spielbahnen?

Die Löcher entlang des Meeres stechen natürlich hervor. Das fünfte Loch, ein bergab verlaufendes Par fünf, wird das meistfotografierte Loch in Spanien sein. Wenn man am Abschlag steht, blickt man direkt auf die Mittelmeerküste und auf den Felsen von Gibraltar. An Tagen, an denen der Poniente-Wind weht, können Sie sogar bis nach Marokko sehen. Das neunte Loch war eines meiner unbeliebtesten und schwächsten Löcher des ursprünglichen Golfplatzes. Wir haben an diesem Loch die meiste Erde bewegt, um es drastisch zu verbessern und es zu einem der angenehmsten Löcher zu machen, von dem ich glaube, dass es den Leuten am meisten gefallen wird. Dies ist definitiv das am meisten veränderte
und verbesserte Loch, es ist jetzt ein wirklich schönes Golfloch.

Wie wichtig ist für Sie das Thema Nachhaltigkeit beim Bau eines Golfplatzes?

Das ist absolut entscheidend. Eines der schlimmsten Dinge, die einem Golfplatzarchitekten passieren können, ist, einen Golfplatz zu bauen, der nicht nachhaltig ist oder nicht gepflegt werden kann. Wir wollen natürlich, dass der Platz lange hält und man auch in Zukunft noch Freude daran hat. Wir haben die Abschläge so angelegt, dass sie nicht mit Rasenmähern gepflegt werden müssen. Anstatt drei oder vier Greenkeeper loszuschicken, um die Abschläge zu mähen, können diese mit Triplex- oder sogar Fairway-Mähern bearbeitet werden, was weit weniger arbeitsaufwändig ist.

Was sind Ihrer Meinung nach die Qualitäten eines guten Golfplatzes und die Merkmale, die Sie dazu bringen, ihn immer wieder spielen zu wollen?

Die Spielbarkeit ist der wichtigste Faktor. Es macht den Golfern keinen Spaß, wenn sie an jedem Loch Bälle verlieren und wenn der Platz zu schwierig ist. Allerdings wird keiner der besten Golfplätze der Welt als einfach angesehen. Konsequenz und Herausforderung und „Risiko gegen Belohnung“ sind ein wesentlicher Bestandteil von gutem Golf. Wenn man eine Herausforderung vor sich hat und sie meistert, ist das eines der besten Gefühle, die man haben kann, und das ist es, was die Leute fesselt und das Spiel so angenehm macht. Golfer müssen Spaß haben, aber auch während der Runde gefordert sein. Einprägsamkeit ist ebenfalls entscheidend. Wenn ein Golfer sagt, dass er sich nicht an ein bestimmtes Loch oder Grün erinnert, ist das für mich als Golfplatzarchitekt eine weitaus schlimmere Beleidigung, als wenn er sagt, dass er es nicht besonders mag. Wenn ich mir großartige Golfplätze ansehe, die ich gespielt habe, kann ich mich an jedes einzelne Loch erinnern, wenn ich fertig bin. Ich möchte Golfplätze bauen, die im Gedächtnis bleiben.

Wenn das Projekt La Hacienda abgeschlossen ist, was wird dazu beitragen, den Status des Resorts als Golfreiseziel auf der Weltbühne zu erhöhen?

Es gibt viele großartige Golfplätze an der Costa del Sol. Was fehlte, war ein großartiger Linksgolfplatz direkt am Meer. Jetzt ist dieser Platz hinzugekommen - zusammen mit dem Fünf-Sterne-Hotel, den Immobilien, dem Clubhaus, den Übungseinrichtungen, dem Beach Club und dem Halfway House - und hat die gesamte Anlage aufgewertet.

www.alcaidesagolf.com