Ein gepflegter Golfplatz ist das Ergebnis harter, oft unsichtbarer Arbeit – und der Leidenschaft von Menschen, die diesen Beruf mit Hingabe ausüben. Greenkeeper sind echte Naturhandwerker, die mit großem Fachwissen, Geduld und Liebe zum Detail für die grüne Bühne des Golfsports sorgen.
Die Pflege von Golfplätzen steht heute an einem Wendepunkt. Steigende Anforderungen durch Klimaänderungen, gesetzliche Regulierungen und steigende Erwartungen von Spielern und der Öffentlichkeit erfordern neue Strategien. In Österreich zeichnen sich drei zentrale Entwicklungslinien ab: Technik & Innovation, Nachhaltigkeit & Umwelt, sowie Ausbildung & professionelle Organisation.
1. Technik & Innovation
Autonome Technologien und Sensorik
Golfplatzpflege wird zunehmend datengetrieben. Beispielsweise werden Mähroboter eingesetzt, die per GPS, RTK oder anderen präzisen Steuerungstechniken arbeiten. Das „autonome Greenkeeping“ mit allerlei Gerätschaften (Mäher, Ballsammler, etc.) sowie Apps und Webportalen zur Steuerung und Überwachung der Geräteflotte. Sensorik – Bodenfeuchte, Temperatur, Salzwert, Farben des Rasens etc. – und Wetterdaten in Echtzeit werden kombiniert, um Bewässerung, Düngung oder Bodenbearbeitung effizienter zu gestalten. KI und intelligente Managementsysteme helfen, den Ressourceneinsatz zu minimieren, während gleichzeitig gleichbleibend hohe Spiel- und Pflegequalität gewährleistet wird.
Digitale Dokumentation & Monitoring
Verwaltung und Nachweisführung werden wichtiger – etwa im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln, Bodenanalysen oder Umweltauflagen. Instrumente wie Logbücher für Pflanzenschutzmittel und Sicherheitsunterweisungen sind unumgänglich. Mit gesetzlichen Anforderungen in den nächsten Jahren wird das Monitoring (Dokumentation von Einsatz, Wirkung, Umweltfolgen) verpflichtend sein. Diese Anforderungen betreffen sowohl einzelne Plätze als auch Fachverbände und Hersteller.
2. Nachhaltigkeit & Umwelt
Klimawandel und Wasserhaushalt
Österreich erlebt zunehmende Wetterextreme: Hitzeperioden, Trockenphasen, Starkregenereignisse.
Für die Golfplatzpflege bedeutet das:
• Effiziente Bewässerungssysteme, mit Sensoren und ggf. geschlossenen Kreislaufsystemen.
• Anpassung der Rasensorten an Trockenheit und Hitze (wahlweise trockenheitsresistente Mischungen).
• Verbesserte Entwässerung und Drainagesysteme, um Schäden durch Starkregen zu minimieren.
Pflanzenschutzmittel, Chemie und Biodiversität
Auf EU-Ebene werden verbindliche Reduktionsziele für chemische Pflanzenschutzmittel im Rahmen des „Green Deal“ und der Strategie „Farm to Fork“ angestrebt (z. B. Reduktion um 50 % bis 2030). In Österreich werden Projekte umgesetzt, die Biodiversität fördern: z. B. Golfclubs, die Nebenflächen nicht mehr für das Spiel nutzen, sondern als Lebensraum für Pflanzen und Tiere offen halten.
Ressourcenschonung und Umweltschutz
Reduktion von Wasserverbrauch, Verzicht oder Minimierung besonders umweltschädlicher Chemikalien, Förderung ökologischer Verfahren und naturnahe Pflanzflächen (z. B. Pufferzonen, Wildblumenstreifen) werden künftig Standard sein. Golfplätze übernehmen dadurch zunehmend eine ökologische Verantwortung. Die Pflege soll nicht mehr nur ästhetisch und spieltechnisch optimiert sein, sondern gleichzeitig zur Umweltverträglichkeit beitragen.
3. Ausbildung, Fachkräfte & Verbandliche Rahmenbedingungen
Professionalisierung des BerufsbildsGreenkeeper
Die Anforderungen steigen. Neben der klassischer Platzpflege benötigen die Greenkeeper heute Wissen über Bodenphysik, Hydrologie Pflanzenschutz, Biodiversität, Technologieeinsatz etc. Ein hohes Niveau an Fachkompetenz ist erforderlich. Das Berufsfeld „Greenkeeper“ wird zunehmend als spezielle Profession anerkannt.
Rolle der Austrian Greenkeeper Association
• Aus- & Weiterbildung: Das WIFI-Wien bietet Lehrgänge zum Greenkeeper bzw. Head Greenkeeper in Kooperation mit der Fachschule Warth nach internationalen Standards an. Darüber hinaus können sich die Greenkeeper bei der jährlichen Tagung im Oktober bei Fachseminaren neueste Infor mationen holen und weiterbilden lassen.
• Kommunikation & Information: Das Verbandsmagazin Greenkeeper-News, Tagungen und Kongresse im In- und Ausland (z. B. die AGA Herbsttagung) und Workshops ermöglichen Erfahrungsaustausch und Wissensvermittlung.
• Consulting & Expertise: Beratung zu Fachfragen wie Umweltauflagen, Bodenanalytik, Einsatz von Geräten oder neuen Technologien gehören zum Leistungsspektrum.
Die AGA fungiert damit als Katalysator, umInnovationen und nachhaltige Praktiken auf Österreichs Golfplätzen zu verbreiten. Weitere Schwerpunkte sind regionale Angebote, verstärkte Praxisorientierung und Blick über nationale Grenzen hinweg. Dies gelingt in Zusammenarbeit mit den europäischen Kollegen im EU-Fachverband genannt „FEGGA“.
Gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen
Auf EU-Ebene stehen Vorschläge zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln (SUR-Verordnung) im Raum. Auf nationaler Ebene wird der Klimawandel, insbesondere die Wasserverfügbarkeit, stärker in die Politik aufgenommen und durch Studien wie „Wasser im Klimawandel –Unsere Wasserwirtschaft 2050+“ untersucht. Sozial und ökonomisch steigt der Druck, mit steigenden Kosten (Personal, Energie, Maschinen) effizienter zu arbeiten. Sehr kleine Clubs könnten ohne Unterstützung Schwierigkeiten haben, in teure Technik oder teure, um weltfreundliche Alternativen zu investieren.
Schlussbetrachtung
Die Zukunft der Golfplatzpflege in Österreich wird maßgeblich davon bestimmt, wie schnell und effizient sich Betriebe, Greenkeeper und Verbände an neue Anforderungen anpassen. Technik und Innovation ermöglichen Einsparungen und Effizienzgewinne – doch es sind besonders die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit sowie hochwertige Ausbildung und Vernetzung, die langfristig entscheidend sind. Die AGA steht in dieser Entwicklung nicht nur mittendrin, sondern oft als Vorreiter: Sie begleitet technische Innovationen, bietet Aus- und Weiterbildung, trägt dazu bei, dass ökologische Standards nicht bloß idealistische Ziele bleiben, sondern praktisch umgesetzte Realität auf Österreichs Golfplätzen werden. Wer jetzt handelt und Rahmenbedingungen schafft, fördert nicht nur bessere Plätze und höhere Qualität des Golfsports – sondern leistet einen Beitrag zum Klimaschutz, zur Biodiversität und zur Zukunftsfähigkeit des Lebensraums.
AGA – Austrian Greenkeeper Association
Andreas Leutgeb, AGA-Präsident
Geschäftsstelle: A-3922 Großschönau, Sonnenplatz 34
Tel.: +43 (0) 676 765 43 45 / E-Mail: [email protected]